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Projektbeschreibung "The Third Way"

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Während sich die Forschung zu romanischen Adverbien vor allem auf mente-Adverbien fokussiert, sowie sekundär auf adverbial verwendete Adjektive (z.B. fr. travailler dur ‘hart arbeiten’) konzentriert, vernachlässigen Handbücher, Grammatiken und Forschungsarbeiten Präpositionalphrasen wie französisch à la dure ‚auf die harte Tour‘ oder spanisch de seguro ‚sicher, sicherlich‘, oder übersehen sie gar. Die meisten linguistischen Studien zum Muster „Präposition + Adjektiv“ (PA-Muster) analysieren diese als adverbiale Lokutionen, das heißt, als lexikalisierte Phrasen. Aus heutiger Sicht der Standardsprache ist diese Bezeichnung gerechtfertigt. Jedoch steht aus diachroner Perspektive die Produktivität dieser Muster als Alternative zu den mente-Adverbien und adverbialen Adjektiven im Vordergrund. Diesen Aspekt nimmt das Projekt in Angriff. Beispielsweise fand Hummel (2012) im Altspanischen und im Spanischen des goldenen Zeitalters nicht weniger als 57 Serien wie beispielsweise continuo (adv.), continuamente, de continuo, a la continua.

Die Haupthypothese geht davon aus, dass das genannte Muster beim Übergang vom Lateinischen zum Romanischen ein produktiver „dritter Weg“ war, um adverbiale Funktionen auszudrücken – und zwar die relevanteste analytische Lösung (abseits des bekannten Evolutionspfades lat. sola mente > solamente). Es geht dabei insbesondere darum, die Schnittstellen von mündlicher und schriftlicher Tradition genauer zu untersuchen. Der dritte Weg teilt sich nämlich in zwei Pfade auf: den Pfad typisch sprechsprachlicher Muster (z.B. französisch à la dure, spanisch a las buenas) und den Pfad typisch schriftsprachlicher Muster (z.B. spanisch de subito, de ordinario). Diese adverbialen Produktionsmuster koexistierten – grob gesagt – bis zum 17. Jahrhundert mit den adverbialen Adjektiven und mente-Adverbien.

Die Analyse der PA-Muster im Übergang vom lateinischen zum Romanischen an der Schnittstelle zwischen Oralität und Schriftsprachlichkeit ist hoch relevant für linguistische Fragestellungen. Aus theoretischer Sicht werden die Resultate für folgende Aspekte ausschlaggebend sein: (i) typologische Überlegungen, (ii) die Schnittstelle zwischen gesprochener und geschriebener Sprachtradition, (iii) der Einfluss von PA-Muster auf die Diachronie der Adverbien im Allgemeinen und (iv) die Ersetzung von synthetischen Strukturen durch analytische im Lateinisch-Romanischen Übergang.

Hierfür formuliert das Projekt sieben Themenbereiche. Eines betrifft die Diachronie der PA-Muster im Lateinischen. Obwohl einige Autoren dieses Muster als romanische Innovation bewerten, zeigt eine stichprobenartige Überprüfung, dass bereits im lateinischen PA-Muster vorhanden waren. Zwei Themenbereiche betreffen den lateinisch-romanischen Übergang, der mit drei Methoden erfasst wird: Die Diachronie nach Maßgabe der vorhanden schriftlichen Texte, die Rekonstruktion der mündlichen Tradition auf der Grundlage des mittelalterlichen Sprachgebrauchs und heutiger standardferner Varietäten, und die Analyse von Übersetzungen aus dem Lateinischen in romanische Sprachen. Zwei weitere Themen befassen sich mit der Verwendung bis zum Ende des 16. Jahrhunderts und vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Erste Analysen zeigen, dass der Sprachpurismus des 17. Jahrhunderts und die daraus resultierenden Standardisierungen die PA-Muster marginalisiert haben. Daher ergibt sich aus heutiger Sicht der Status von lexikalisierten Überbleibseln früherer produktiver Muster.

Derzeit werden vom Projektteam in Zusammenarbeit mit internationalen Kooperationspartnern Feldforschungen in verschiedenen Regionen durchgeführt, um anhand von Sprecherbefragungen festzustellen, welche Varianten der PA-Adverbiale in romanischen Varietäten verwendet werden.

  • Spanien (Andalusien: Granada): David Porcel Bueno (April und Oktober 2019)
  • Mexiko (Mexiko DF): Martin Hummel, Rodrigo Flores und Miriam Reyes (November 2019 - Februar 2020)
  • Italien (Kampanien): Stefan Koch und Cesarina Vecchia (Juli/August 2020)
  • Kanada (Quebec): Inka Wissner (Frühjahr 2022)
  • Brasilien A (Rio de Janeiro): Martin Hummel, Priscilla Mouta und Deise Moraes (Covid-bedingt aufgeschoben)
  • Brasilien B (Salvador de Bahia): David Porcel Bueno and Javier Martín Salcedo (Februar und September 2020)

Das Projekt profitiert außerdem von der Zusammenarbeit mit dem FWF-Projekt Open-Access-Database "Adjective-Adverb Interfaces in Romance", welches Daten für korpusbasierte Untersuchungen zu Präpositionaladverbien in Vergleich zu mente-Adverbien und Kurzadverbien liefert.

Kontakt

Forschungsgruppe "Adjective-Adverb Interfaces in Romance"
Univ.-Prof. Dr. Martin Hummel

Institut für Romanistik
Merangasse 70 / III
A-8010 Graz

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